Warum ich ein Praktikum bei Bent Branderup wählte

Praktikantin bei Bent Branderup – 10 Fragen und Antworten von mir für Dich!

Ein Praktikum bei Bent Branderup in Dänemark.
Da schießen einem eine Menge Fragen in den Kopf.
Einige davon haben mich in letzter Zeit häufig erreicht, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, sie hier öffentlich für euch zu beantworten.
Ich lade euch ein, meine Gedanken über das Praktikum zu erfahren und euch vielleicht motiviert zu fühlen einen solchen Schritt zu wagen.
Wo wird eure Reise wohl hingehen?

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Die Handarbeit als fortgeschrittene Arbeit am Boden. Foto: Lotte Lekholm

1) Warum hast du dich für ein Praktikum entschieden?

Weiterbildung ist für mich ein sehr wichtiges Thema. Auslernen kann man sowieso nie und ich finde ich bin es meinen Pferden und nicht zuletzt auch meinen Schülern schuldig, dass ich weiter lerne und besser werde, in dem was ich tue.
Natürlich ist es auch ein Stück mein eigenes Bestreben, weil ich das Thema extrem interessant finde.
Natürlich kann ich Bücher lesen, Seminare besuchen und Unterricht nehmen.
All das mache ich auch regelmäßig, um weiterzukommen.
Allerdings habe ich für mich erfahren, dass man während eines Praktikums in kurzer Zeit wohl am meisten neuen Input erhält.
Ich finde das System „Arbeit gegen Unterricht“ auch wirklich gut.
In Zukunft werde ich dies wohl auch in größerem Rahmen anbieten. Bisher konnte ich anderen nur Kurzzeitpraktika ermöglichen, um einen kleinen Einblick zu bekommen.
Es ist eine faire Möglichkeit interessierten Menschen eine Chance zu geben mehr zu lernen.
Zudem lernt man auch etwas für das Leben. Ich denke, dass das für mich auch ein ganz wichtiger Punkt ist?
Die Persönlichkeitsentwicklung sollte man schließlich auch immer mal wieder ankurbeln.

2) Würdest du solch ein Praktikum nochmal machen?

Da ich schon Wiederholungstäter bin, denke ich schon, dass ich es auch noch einmal wagen würde. Allerdings werden sich meine Lebensumstände in nächster Zeit wohl so verändern, dass es erstmal nicht mehr möglich sein wird.
Genug gelernt habe ich natürlich noch lange nicht aber dann werde ich vorerst auf andere Möglichkeiten umsteigen müssen mein Wissen intensiv zu erweitern.
Aber wie heißt es so schön? Sag niemals nie!

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Ein Ausflug ans Meer wäre bei uns um die Ecke auch nicht möglich gewesen. Die dänische Landschaft ist einfach traumhaft!

 

3) Warum nimmst du dafür so eine weite Strecke in Kauf?

Diese Frage wird verständlicherweise oft etwas vorwurfsvoll formuliert.
Mir ist bewusst, dass meine Pferde eine sehr lange Reise für mich unternehmen müssen und viele Stunden auf dem Anhänger stehen.
Lange war das auch eine Blockade in meinem Kopf.
Mittels Tierkommunikation – und vermutlich werden hier einige nur den Kopf schütteln – habe ich meine Pferde um ihre Meinung gebeten und herausfinden können, dass sie es gerne für mich tun wenn ich einige Faktoren beachte.
Im letzten Jahr war ich da noch egoistischer und habe es „einfach“ gemacht.
Und zwar aus dem puren Egoismus heraus, dass ich gerne bei Bent Branderup persönlich lernen möchte. Dieser lebt nunmal in Dänemark und nicht nur 20 Fußminuten von uns entfernt.
Ich glaube, dass ich für mich sagen kann, dass ich immer versuche rücksichtsvoll mit meinen Pferden zu sein und abwäge was zumutbar ist und was ich lieber bleiben lasse.
Und auch, wenn ich das nicht ständig machen würde, kann ich sagen, dass es meine Pferde bisher immer gut verkraftet haben und ich es nicht bereue.

4) Warum hast du ausgerechnet Lino und Gavião mitgenommen?

An dieser Stelle kommt die Überleitung von der letzten Frage zu dieser.
Gerne hätte ich nämlich meine Galaxy dabei gehabt, die körperlich wohl sehr davon profitieren würde intensiv gearbeitet zu werden.
Sie kann aufgrund des Shiverings und der Arthrose allerdings keine so lange Fahrt „nur“ wegen eines Praktikums auf sich nehmen.
Da ist mir die Gesundheit meines Pferdes wesentlich wichtiger als ein potentieller Trainingserfolg.
Toby passte schlichtweg nicht mit in den Anhänger und ist eine gute Gesellschaft für Galaxy.
Gavião und Lino waren bereits im letzten Jahr mit mir hier und sind beide recht stark auf mich fixiert. Ich würde ungern nur ein Pferd in eine fremde Umgebung mitnehmen und genauso wenig möchte ich, dass Gavião ohne seinen besten Freund und Erzieher in Deutschland bleibt.
Natürlich ist er noch sehr jung und wäre ohne diese Reisen auch zufrieden aber er verkraftet es von den beiden sogar besser und ist froh so viel Action zu erleben.

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In beiden Jahren hat mich auch mein Janosch begleitet und meinen Alltag auf Lindegaard verschönert.

5) Muss man sein eigenes Pferd mitbringen?

Für ein Praktikum bei Bent Branderup kann ich hier mit einem klaren „Ja.“ antworten.
Allerdings gibt es natürlich auch andere Praktikumsplätze, die dies nicht zwingend voraussetzen.
Diesbezüglich würde ich mich immer vorab informieren.

6) Ist die Arbeit nicht extrem anstrengend?

Ich persönlich bin es gewohnt meine Pferde in Eigenregie zu halten und habe auch immer wieder in Ställen mitgeholfen oder gearbeitet.
Daher finde ich die Arbeit hier absolut angemessen.
Natürlich ist es anstrengend für Körper und Geist aber ich bin ja hier, weil ich meinen Tag gerne mit Pferden verbringe.
Da gehören Dinge wie Misten und Füttern eben dazu.
Man sollte die Arbeit nicht unterschätzen – hier gibt es zum Beispiel keinen Traktor oder ähnliches – aber die Horrorgeschichten, die ich zuvor von der Arbeit hier gehört hätte sind auch nicht wahr, finde ich.

7) Lohnt sich das überhaupt?

Ob sich ein Praktikum lohnt ist natürlich sehr subjektiv.
Mir kommt sofort eine Gegenfrage in den Kopf: Wie könnte sich das nicht lohnen?
Natürlich arbeite ich täglich ab 5:50 Uhr bis in die Abendstunden aber ich habe genügend Zeit für Pausen, zum Zugucken und um selbst mit meinen Pferden Zeit zu verbringen.
3x pro Woche bekomme ich Unterricht von Bent und ich persönlich intensiviere meinen Lernprozess damit, dass ich mich gelegentlich selbst filme und schaue was ich verbessern kann.
Selbstreflektion und eigenständiges Lernen werden hier groß geschrieben.
Bent möchte keinesfalls, dass seine Schüler abhängig von ihm werden.
Daher ist es wichtig, dass man auch die anderen 4 Tage der Woche in irgendeiner Art nutzt, um sich zu verbessern.
Wobei ich persönlich finde, dass ein geschickt gewählter Ruhetag auch helfen kann.

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Nicht nur an Ruhetagen war es mir wichtig, meine Zeit zu genießen und schöne Momente mit meinen Pferden zu sammeln.

8) Wie wird man Praktikant bei Bent Branderup?

Hat man bereits ein Praktikum bei einem von Bents Schülern absolviert, ist das gar nicht mehr so schwer: einfach online bewerben!
Wichtig ist, dass ihr mindestens 3 Monate Zeit habt, euer eigenes Pferd mitbringt und schon Erfahrungen in der akademischen Reitkunst gemacht habt.
Profis müsst ihr natürlich nicht sein.

9) Wie kannst du dir das leisten?

Auch die finanzielle Frage kam natürlich einigen Leuten auf.
Sparen.
Das ist wohl die ehrlichste Antwort darauf. Ich habe leider bisher auch keine Möglichkeit gefunden Geld von Bäumen zu ernten, weshalb ich persönlich einfach nicht in den Urlaub fahre, keine teuren Klamotten kaufe und auch nicht 25 Schabracken in den neuesten Modefarben besitze.
Mir ist es lieber mein Geld unter anderem in meine Weiterbildung zu investieren.

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Auf Lindegaard darf man immer man selbst bleiben oder es sogar noch ein Stück mehr werden. Foto: Lotte Lekholm

10) Inwiefern musst du dein Training verändern während des Praktikums bei Bent Branderup?

Viele haben, so denke ich, das Bild von einem festgefahrenen System – die akademische Reitkunst als die bestehende und dogmatische Lehre, die sich wie ein enges Korsett anfühlt.
Für mich ist das ganz und gar nicht so.
Ich kann weiterhin clickern, meinem Pferd Abwechslung bieten und eigene Lösungswege suchen, die mit dem Ausbildungsweg konform gehen.
Vielfalt ist sogar gewünscht. Wenn man einige Leute aus der Ritterschaft kennenlernt bemerkt man schnell, dass die meisten sehr unterschiedlich sind und deren individueller Einfluss gerne gesehen wird.
Dadurch wächst die akademische Reitkunst ständig an Erkenntnissen.
Natürlich heißt das nicht, dass ich aktiv etwas zu der Entwicklung dieser beitrage aber ich werde auch nicht in meiner eigenen behindert.
Im Gegenteil, ich profitiere vom Unterricht, werde auf potentielle Fallen hingewiesen, die ich mir selbst stelle und kann dann entscheiden, ob ich es riskiere oder es so hinnehme.
Ich war nie ein Schüler, der alles übernehmen wollte und werde es wohl auch nie werden. Aber ich bin ja nicht hergekommen, weil ich nichts von dem was man mir sagt annehmen möchte. Im Gegenteil, ich arbeite gern nach dieser Lehre und bewundere Bent für sein Wissen.
Er sagt immer, dass seine Schüler zumindest die Fehler, die er schon gemacht hat, nicht nochmal machen müssen. Das finde ich sehr schön beschrieben.
Ich trainiere also 3x wöchentlich vor Bent und bekomme seine Ratschläge und Kommentare dazu und kann an 4 weiteren Tagen entscheiden wie ich die Umsetzung durchführe.
Was sich natürlich verändert ist die Häufigkeit in der ich trainiere, denn zu Hause schaffe ich es selten.
Das führt manchmal auch zu Veränderungen in mir – plötzlich kommt sowas wie Ehrgeiz auf. Da bin ich vom letzten Jahr zum Glück bereits etwas geschulter – es passiert, aber ich kann es frühzeitig bemerken und umlenken.
Was mir definitiv fehlt ist das Spazierengehen/Ausreiten. Das kommt auf jeden Fall zu kurz. Dafür ist einfach zu wenig Zeit.
Insgesamt kann ich sagen, dass ich versuche so wenig wie möglich zu ändern, um es Lino einfach zu machen woanders zu sein.
Wir arbeiten auch hier nie länger als 25-30 Minuten – genau wie Zuhause – und ich bemühe mich vor allem an mir zu arbeiten. Er macht sowieso immer alles richtig.

Nun hoffe ich, dass Du einen Eindruck von meinen Erfahrungen bekommen hast.
Falls Dir noch Fragen auf der Zunge liegen, kannst Du diese gerne an mich stellen!

Deine Kati von Equinality

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