Buchrezension – Tellington Training für Pferde

Mit Freude durfte ich das Buch lesen und auf so vieles stoßen, das in mir ein Resonanzgefühl auslöst. Linda vereint eine wohl einzigartige Kombination aus Gefühl, Verstand und Erfahrung in einem Gebiet, das heutzutage mit so vielen Begriffen beschrieben wird, dass einem ganz schwindelig werden kann. Sie macht durch die Inhalte deutlich, dass diese ganzen „neuen“ Ideen gar nicht so neu sind. Ihre Arbeit hat bereits seit Jahrzehnten eine Basis für die Art des Umgangs mit Pferden gelegt, den wir heute genießen dürfen. Tellington Training ist einerseits Pferdeausbildung, andererseits aber vor allem Bewusstseinsarbeit für Mensch und Pferd. Im Folgenden möchte ich dir erzählen, weshalb ich dir dieses Buch empfehlen kann.

Janne Martens Fotografie hielt einen Entspannungsmoment fest, dessen transportiertes Gefühl ich später in vielen Bildern des Buches von Linda Tellington Jones aus dem Kosmos Verlag wiedererkennen sollte.

Tellington Training ist einerseits Pferdeausbildung, andererseits Bewusstseinsarbeit für Mensch und Pferd.

Linda weiß, wie sie Bodenständigkeit und Sensibilität so verpackt, dass der Leser gleichermaßen zum Denken anregt, jedoch nicht verurteilt wird. Man spürt ihre klare Verwurzelung in der Thematik, denn das Buch enthält keine überflüssigen Rechtfertigungen. Es ist für den offenen Geist eine wahre Freude, denn jede Zeile enthält Wertschätzung für Mensch und Tier. Ganz sanft leitet Linda den Leser zu mehr Achtsamkeit und Feingefühl, sei es im Bereich der Körperarbeit oder in konkreten praktischen Trainingsübungen, die sie in ihrem Konzept empfiehlt.

Meinem Forschergeist gefällt es sehr, dass Linda viele Ressourcen mobilisiert hat, um ihren Techniken „Hand und Fuß“ zu geben. So konnte eine Senkung des Cortisol-Spiegels mit den TTouches in Verbindung gebracht werden. Linda appeliert an unseren Respekt vor diesen vierbeinigen und wundervollen Geschöpfen, den Pferden. Sie spricht von Intuition, Vertrauen und Partnerschaft, sodass mir ganz warm ums Herz wird. Wieder ein Beleg dafür, dass dieses Wissen und diese Verbundenheit in der Pferdewelt nicht neu sind. Das ist etwas, das in uns allen bereits verankert ist.

Linda erlaubt allen, durch einen Prozess der Veränderung der eigenen Wahrnehmung zu gehen, der sich für mich ziemlich ganzheitlich anfühlt, auch wenn es nur der erste Schritt auf dem Weg mit den Pferden sein mag. Sie gibt einen Einstieg in eine neue, alte Welt des Miteinanders und wird so vermutlich den Blickwinkel des ein oder anderen Pferdemenschen verändern, der sich noch nicht so viel mit einem Dialog auf Augenhöhe zwischen Mensch und Pferd beschäftigt hat. Dabei wertet sie nie eine spezielle Reitweise oder einen Ausbildungsweg. Es geht ihr eher darum, das Miteinander in all den möglichen Formen zu harmonisieren und durch ihre Techniken zu bereichern.

Die sieben Säulen des Tellington Trainings

In den sieben Säulen greift sie wertvolle Aspekte auf, die der „neuen Generation“ der Pferdemenschen enorm viel Fundament verschaffen. Linda plädiert für Kooperation und Mitgefühl, Stressreduktion und Furchtüberwindung, Beobachtungslernen in der Herde, Ursachenforschung bei Fehlverhalten, Selbstbewusstseinsförderung und auch dafür, dass die Pferde unsere Lehrmeister sind und sie eine eigene Persönlichkeit und Gefühlswelt haben. An dieser Stelle fühle ich eine große, tiefgreifende Dankbarkeit für die in dem Buch niedergeschriebenen Gedanken.

Dass Linda dann noch aktiv und explizit darüber spricht, welche Vorraussetzungen wir schaffen sollten und dass Selbstfürsorge des Menschen für sie ein ausschlaggebender Punkt ist, begeistert mich erneut. Sie deckt einige Mythen auf und geht auf die vier Arten des Lernens (kinesthetisch, auditiv, viduell, taktil) ein, die in ihrer Methode angesprochen werden. Immer wieder betont sie, dass ein gestresstes Pferd seinen Körper verlässt und dadurch zur Gefahr für sich und den Menschen werden kann, sodass die Förderung des Körperbewusstseins ein großer Teil der gemeinsamen Arbeit sein sollte.

Berührungen, Spiegeln, authentisches Lob und Targetarbeit – die Möglichkeiten für ein liebevolles und achtsames Miteinander sind endlos. Janne Martens Fotografie

60 Fallbeispiele mit Lösungen

Im Anschluss geht Linda auf 60 spezielle Verhaltens- und Trainingsprobleme ein, wobei deutlich wird, dass nie das Pferd das Problem ist. Jede Situation hält mindestens eine Lösung bereit. So kann ich mich mit der Wortwahl „Problem“ fast schon anfreunden. Ihre praktischen Tipps erscheinen mir liebevoll durchdacht. Ich denke, dass man sich gut herauspicken kann, welche Vorschläge sich für einen selbst und das eigene Pferd stimmig anfühlen.

Im weiteren Verlauf folgen praktische Erklärungen, Übungen und Tipps zu den Bereichen Ttouches, Bodenarbeit und Reiten. Hier empfinde ich vor allem die TTouches als besonders bereichernd. Diese Art der achtsamen Körperarbeit und Berührung schafft Vertrauen, fördert das Bewusstsein und unterstützt die Gesundheit und Leistungsfähigkeit, so Linda. Auch hier wird immer wieder klar, dass Linda in ihrem Leben oft mit Sportreitern zusammen gearbeitet hat. Es freut mich, dass auch in diesem Bereich Offenheit herrscht und dass die Natur des Pferdes hierbei mit einfließt. Das Pferd ist, unter anderem, ein Bewegungstier und gesunde Bewegung soll schmerzfrei und leicht sein dürfen. Wie schön, dass Linda auch die sportliche Seite ins Boot holt und damit gefühlt zwei Fronten der Pferdewelt vereint.

Ein Buch für jeden Pferdemenschen, der eine partnerschaftliche und achtsame Beziehung zu seinem Pferd pflegt und kreative, hilfreiche Herangehensweisen sucht. Auch ich werde sicherlich noch öfter darin blättern und bin froh, es in meinem Regal zu wissen.

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Lisi Hinterberger
    Februar 21, 2020 11:49 am

    Liebe Kati,
    als Tellington Practitioner und laaaangjähriger Linda-Fan habe ich mit großer Freude diesen Blogeintrag gelesen. Schön, dass du das Buch guten Gewissens weiterempfehlen kannst. Ich finde die Tellingtonarbeit sehr bereichernd und lerne nie aus. Wunderbar ist auch, dass Linda sich über die Jahre und Jahrzehnte fortwährend weiterentwickelt hat und diese Entwicklung auch immer neu in ihr Lehren einfließen lässt – so kommt es zu einem andauernden Prozess der Verfeinerung der Techniken und des Seins. Auch Lindas Verbindung zu Menschen wie z.B. Bruce Lipton sind sehr bereichernd.
    LG Lisi

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