Hilfengebung – Mach doch bitte endlich!

„It is about how the horse is answering, not what the answer is.“
(Christofer Dahlgren)

Als Christofer diesen Satz am Seminarwochenende in Holland aussprach, ratterte mein Kopf.
Er appellierte ein Pferd nie aktiv zu strafen, wenn es ein Verhalten zeigt, das zu einem anderen Zeitpunkt gewünscht ist. Jede Reaktion, die wir nicht wollen, können wir auch einfach ignorieren, um die richtige Reaktion positiv bestärken und damit besonders hervorheben zu können.

Wie wäre es denn, wenn wir den Satz einmal auf unsere Hilfengebung beziehen?

Grundsätzlich gilt für mich der Leitsatz: „Nimm immer die Hilfe, die hilft.“
Das bedeutet, dass das Pferd entscheidet welche Art von Hilfe sinnvoll ist – darauf kommt es grundsätzlich also nicht an.
Ob mein Pferd also einen Salto rückwärts macht, weil ich mich an der Nase kratze oder weil ich „Salto“ sage ist erst einmal völlig irrelevant.

Wenn wir uns für ein Signal entschieden haben, macht es dennoch einen großen Unterschied wie wir das Signal geben.
So ist es ein Unterschied, ob ich mein Pferd frage, ob es etwas für mich tun kann oder ob ich Befehle erteile.

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Eine positive Grundstimmung erhalte ich nicht, wenn ich nur Befehle erteile.

 


„Die Hilfe kann nichts erzeugen – sie kann fragen, ob das Pferd etwas ausführen würde.“
(Bent Branderup)



Aber wie genau sollte man nun ein Signal geben, um dem Pferd zu helfen?

Grundsätzlich finde ich, dass wir unsere Hilfen immer als Frage formulieren sollten.
Mit diesem Gedanken im Kopf ist man erfahrungsgemäß automatisch freundlicher und sanfter in der Hilfengebung.
Zudem eröffnet es unserem Pferd die Chance aus mehreren Antwortmöglichkeiten zu wählen und wir können uns in einen Dialog begeben.
Ich persönlich, bin bestrebt mein Signal dann sofort wieder auszusetzen und eine Antwort abzuwarten, um dem Pferd die Zeit zu geben darauf zu reagieren.
„Nachgeben auf Vertrauen“ könnte man es auch nennen. Ich vertraue darauf, dass mein Pferd antworten wird – bin also zuversichtlich.

Zum Beispiel: „Kannst du dich bitte um den inneren Schenkel biegen?“
Habe ich meinem Pferd die Hilfe gut erklärt und motiviere angemessen, wird mein Pferd – wenn es geistig und körperlich gerade dazu fähig ist – ganz sicher „Ja!“ antworten und die gewünschte Reaktion zeigen.
Im Umkehrschluss muss ich dabei natürlich auch ein „Nein.“ akzeptieren können.
Es ist ein Dialog und mein Gesprächspartner soll mir gar nicht immer nur nach dem Munde sprechen – wie soll ich sonst etwas daraus lernen?
Mein Bestreben ist es mich nach einer Verneinung eher zu fragen weshalb es dazu kam.

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Je weniger Werkzeuge wir benutzen, desto eher kann man überprüfen, ob man wirklich nur Fragen stellt. Trotzdem ist das Arbeiten ohne Seil noch lange keine Freiarbeit. Dazu braucht es auch Freiwilligkeit des Pferdes.


Gehen wir davon aus, dass unser Beispiel-Pferd grundsätzlich motiviert und konzentriert ist.
Bekomme ich nach einer Frage nicht die gewünschte Reaktion, sollte ich definitiv meine Hilfengebung hinterfragen.
Mögliche Parameter könnten zum Beispiel die Intensität, Emotionalität und Qualität meiner Hilfe sein.

Führe ich einen Monolog oder kann ich einen Dialog zulassen?
Kann ich meine Erwartungen runterschrauben?
Wie gut ist mein Gefühl für den richtigen Moment?

Es muss immer der Mensch beginnen sich zu hinterfragen, dazuzulernen und Dinge zu verändern.
Völlig egal welche Reitweise und welche Hilfengebung man wählt, es ist immer wichtig, dass Mensch und Pferd sich dabei wohlfühlen und dass eine positive Arbeitsatmosphäre herrscht.

Daher ist mein Gedanke, dass es nicht darum geht welche Frage man dem Pferd stellt, sondern darum wie man sie formuliert.
Und wenn uns die Antwort von unserem Pferd nicht gefällt, sollten wir am besten zuerst unsere Frage unter die Lupe nehmen.

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Toby denkt sichtlich nach und fragt sich was ich möchte. Wenn meine Fragestellung auf diese Weise nicht hilft, sollte ich dies überdenken und nicht den Fehler beim Pony suchen.


Mein Bestreben ist es, so wenig wie möglich zu machen und meinem Pferd immer ein gutes Gefühl zu vermitteln.
Es soll das Gefühl bekommen alles richtig zu machen, weshalb ich stets an meiner Hilfengebung arbeite, um noch präziser, noch feiner und vor allem möglichst motivierend zu sein.
Ein lebenslanger Prozess zu Gunsten unseres Pferdes und der Kommunikation mit diesem.

Wer sich nicht sicher ist wie gut seine Hilfengebung ist, kann jederzeit sein Pferd befragen!

Deine Kati von Equinality

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