Es gibt sie doch – die Logik hinter den Biegungen

Die Gesunderhaltung unserer Pferde ist ein allgegenwärtiges Thema – die Arbeit an der anatomisch korrekten Biegung im Pferdekörper ist ein Teil davon.

Vielleicht kennst du schon meine Erzählungen vom mopsigen Shetlandpony, das genüsslich über die Koppel schlendert und dabei seinen prominenten Bauch von rechts nach links schwenkt, um die Hinterbeine vorwärts führen zu können?
Mit diesem Bild steige ich meistens ein, um meinen Schülern in der Theorie die physiologische Brustkorbrotation des Pferdes in der Biegung näherzubringen.
Natürlich hat es letztlich nichts mit der Fülle deines Pferdes, sondern mit anatomischen Gegebenheiten zutun.

Shetlandpony
Ein kleiner Kugelbauch veranschaulicht zu Beginn ganz gut wie Biegung funktioniert, außerdem ist bei dem Anblick schnell das Eis gebrochen.

Viel zu häufig werden wichtige theoretische Grundlagen enorm umständlich und kompliziert erklärt oder gleich aus Bequemlichkeit weggelassen.
Manchmal verschließen sich gerade Freizeitreiter vor neuem Wissen, weil sie der Meinung sind solch „hohe Künste“ mit ihrem Pferd sowieso nicht lernen zu können oder einfach keine gymnastizierende Bewegungsarbeit anstreben.

Die Gesunderhaltung unserer Pferde betrifft uns alle!

Ganz egal ob wir „nur“ wunderschöne Ausritte erleben wollen oder vielleicht sogar sportliche Ambitionen haben.
Darum gilt es, den Körper unseres Pferdes zu verstehen und zu ergründen wie viel Einfluss die Psyche dabei haben kann.
Wir können nicht nur eines der Elemente haben wollen – entweder Spaß oder ein (körperlich) gesundes Pferd?
Wer will denn zwischen diesen Möglichkeiten wählen?

„Somit gibt es keine einfache oder simple Reitweise, denn die Natur eines Pferdes ist nicht simpel und der Mensch sollte diese Natur respektieren und verstehen, um sich nicht an ihr zu vergehen.“ Bent Branderup

Dieses Zitat beschreibt den Kern meiner Gedanken zum neuen Werk von Bent Branderup und Annika Keller, welches ich euch gerne ans Herz legen möchte, sehr treffend.
Simpel ist die Natur des Pferdes gewiss nicht, trotzdem muss man kein Anatomie-Genie sein, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Trau dir und auch deinem Pferd diese Weiterentwicklung zu – du wirst es nicht bereuen.

Gemeinsam lachen
Bei all der Theorie darf man natürlich nicht die Freude an der gemeinsamen Zeit verlieren! Eine schöne Zeit mit seinem Pferd zu verbringen, trägt auch zur Gesunderhaltung bei.

Bent Branderup und Annika Keller haben in ihrem Buch eine Brücke geschaffen zum alten Wissen von Gustav Steinbrecht, welcher bereits zu seiner Zeit durch sein Gefühl ein wunderbares Verständnis von biomechanischen Zusammenhängen hatte.

Inhaltlich beschäftigen sich die Autoren vor allem mit der körperlichen Balance und – wie der Titel verrät – mit der anatomisch korrekten Biegung des Reitpferdes.
Zwischen den Zeilen, und teilweise auch ganz explizit, ließt sich aber auch heraus, welch große Rolle auch die Psyche des Pferdes spielt und dass alle Lektionen keinem Selbstzweck dienen, sondern dem Pferd effektiv helfen sollen, sich auch mit Reiter gesund und schön präsentieren zu können.

„Wir wollen mit Pferden eine schöne Zeit verbringen und es kann uns egal sein, ob wir jemals an ein vermeintliches „Ziel“ kommen, wenn der Weg dorthin ein guter ist. Jedes Pferd profitiert von sinnvoller Gymnastik. Das Pferd, das der Zufall in unsere Obhut gegeben hat, wird uns als Lehrmeister dienen und wir werden sorgfältig unser Bestes tun, es im Rahmen seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu fördern.“ Bent Branderup

Ausritt
Auch die Natur können wir langfristig nur guten Gewissens auf dem Rücken unserer Pferde erkunden, wenn wir dafür Sorge tragen, dass unser vierbeinige Wegbegleiter keinen Schaden davon trägt.

Aus dem Blickwinkel der Pferdephysiotherapeutin und Osteopathin beschreibt Annika viele anatomische Gegebenheiten – unter anderem die Gelenke der Hinterhand – sehr einleuchtend und leicht verständlich.
Wer sich intensiver mit der Anatomie und Biomechanik seines Pferdes auseinandersetzen möchte – und das sollten wir alle, wenn wir reiten wollen oder unser Pferd auf begrenzten Flächen bewegen – wird in diesem Buch viele Antworten finden können.

Leider hat korrekte Biegung – und so auch die gesamte Gesunderhaltung des Pferdes – nichts mit Geschmack zutun, vielmehr sind anatomische und biomechanische Fakten etwas, über das sich nicht streiten lässt.

Freiarbeit
Ob dein Pferd sich richtig biegt, siehst du wenn das Licht angeht! Wir sollten die Bewegungsabläufe unserer Pferde nicht immer dem Zufall überlassen. Manchmal darf man aber auch einfach die Theorie ruhen lassen und genießen. Foto: DiePferdefotografin.de

Für die Schulung des eigenen Gespürs ist eine theoretische Basis sehr von Vorteil.

Es ist gar nicht wichtig, ob du dich in der akademischen Reitkunst Zuhause fühlst – egal wie du dein Pferd ausbildest, die anatomischen und biomechanischen Zusammenhänge bleiben die gleichen und das Wissen darüber kann die Arbeit mit deinem Pferd nur positiv beeinflussen!

Du wirst besser einschätzen können welche Bewegungsabläufe deinem Pferd wirklich helfen sich in seinem eigenen Körper wohler zu fühlen und eure gemeinsame Motivation wird steigen, weil es plötzlich leichter wird und die von dir gestellten Fragen für dein Pferd einfacher mit „Ja!“ zu beantworten sind.


Viel Spaß beim Stöbern und über den Tellerrand schauen!

Kati von Equinality


Zum Weiterlesen empfehle ich dir folgende Beiträge:

Line von Kultreiter betrachtet die heutige Dressur mit einem kritischen Auge und erklärt dir in ihrem Artikel „Was ist eigentlich aus der Dressur geworden?“ , wieso in der Dressur wieder Kunst eingehaucht werden sollte.

Karolina erzählt dir auf ihrem Blog Pferdefreunde einiges über das Thema Stellung und Biegung.
So kannst du dir schon einen Einblick verschaffen, bevor du dich in die tiefere Materie des Buches begibst.

Petra von der Pferdeflüsterei schafft die Brücke zwischen Sport- und Freizeitreitern und nimmt dich mit auf eine Reise, die dir bestimmt näher bringt, weshalb die Gymnastizierung auf für dein Pferd wichtig ist.

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