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Die Bedürfnisse des Pferdes achten [2/3] – in der Fotografie
Auch mit diesem zweiten Teil der Blog-Reihe „Die Bedürfnisse des Pferdes achten“, wollen wir den Pferden unsere Stimme geben. Diese Woche erzählt Janne von den Bedürfnissen des Pferdes in der Fotografie, weil Pferde viel mehr sind als hübsche Dekoration für ein gestelltes Foto.
Was möchte mein Pferd eigentlich?
Beschäftigen wir uns in der Pferdefotografie mit den Bedürfnissen der Pferde fragen wir uns zunächst einmal: Was möchte mein Pferd überhaupt? Wenn deine Antwort darauf lautet: Sich vor der Kamera von seiner Schokoladenseite zeigen und für Fotos posieren, die es selbst nicht mal zu Gesicht bekommt – dann Herzlichen Glückwunsch, du hast eine Rampensau! Da diese in den heimischen Ställen jedoch recht selten sind lauten die meisten Antworten hierauf wohl “Mit seinen Pferdefreunden auf der Wiese sein” “in der Sonne dösen” aber vielleicht eben auch “Zeit mit mir verbringen”. Eigentlich ist das auch schon alles, was wir für ein Fotoshooting brauchen: Ein Pferd, das gerne mal Zeit mit uns verbringt. Aber selbst das motivierteste Pferd ist nicht jeden Tag gleich freudig und die Situation Fotoshooting stellt schon eine Besonderheit dar. Meist sind wir etwas nervös und gehen mit einem Kopf voller Gedanken auf die Weide. “ Wird alles klappen?” “Wird mein Pferd sich benehmen?” “Wird der Fotograf/die Fotografin uns so festhalten können wie wir eigentlich sind?”
Vielleicht geht es nicht jedem so, vielleicht sind Einige auch die Ruhe selbst. Fakt ist, dass wir unserem Pferd nichts vormachen können. Ist es sehr sensibel macht es vielleicht schon auf dem Absatz kehrt, wenn wir die Weide betreten und wir fühlen uns in unseren Sorgen bestätigt. Diese Art von Druck können wir uns und unserem Pferd nicht immer komplett nehmen, doch es liegt an uns dafür zu sorgen, dass unser Pferd, welches trotzdem für uns sein Bestes geben wird, sich dabei fühlt als wäre es ein Superheld. Vielleicht wächst es dann sogar noch ein kleines Stückchen mehr.
Denn mal ehrlich, so ein Fotoshooting ergibt meist wenig Sinn für ein Pferd. Gerade, wenn man unbedingt ein bestimmtes Bild bekommen möchte, muss man aufpassen, dass die Bedürfnisse unseres Pferdes nicht untergehen, so leise es auch sprechen mag. Doch auch die lauteren Pferde werden manchmal zugunsten eines tollen Fotos überhört.
Wenn wir darüber nachdenken, warum wir ein Fotoshooting mit unseren Vierbeinern möchten, so ist die Intention meist, Erinnerungen zu schaffen und schöne Momente festzuhalten. Und schöne Momente festhalten geht nun einmal am besten, wenn sie sich tatsächlich vor der Kamera abspielen. Die schönsten Bilder entstehen oft genau dann, wenn Mensch und Pferd kurz die Kamera vergessen, denn dann sind sie ganz sie selbst und aufeinander konzentriert.
Pausen
Sich Pausen nehmen zu können ist für das Pferd genauso wichtig wie für Besitzer und Fotograf. Wir alle brauchen unterschiedlich viele und unterschiedlich lange Pausen und das ist beim Shooting unglaublich wichtig. Doch wie erkennen wir, wann der Punkt erreicht ist “Stop” zu sagen? Zunächst einmal: du kennst dein Pferd am besten und, wenn du der Meinung bist, dein Pferd kann etwas nicht leisten oder es braucht eine Pause, dann kann kein Fotograf der Welt diese Entscheidung anzweifeln. Auch die andere Situation gibt es natürlich, in denen der Besitzer vielleicht selbst zu konzentriert oder nervös ist und der Fotograf Pausen ankündigt. Am besten werden diese Pausen jedoch gemacht bevor sie wirklich benötigt werden. Das Pferd sollte jederzeit das Gefühl haben sich auf uns verlassen zu können und im besten Fall auch noch richtig Spaß am Fotoshooting zu haben. Und wenn ein junges Pferd sich nur 3 Minuten am Stück konzentrieren kann, dann ist das völlig in Ordnung.
Das Shooting
Im Optimalfall unterscheidet sich die Shootingsituation für das Pferd nicht vom alltäglichen Zusammensein mit seinem Menschen. Wenn Mensch und Pferd einfach sie selbst sein können fühlt das Pferd sich am wohlsten. Die schönsten Fotos sind meiner Meinung nach die, die ein wenig Freiheit ausstrahlen. Und dabei meine ich nicht nur Freiheit im Sinne von ohne Kopfstück oder Zaun, sondern auch Freiheit im Sinne von gegenseitigem Respekt und der Freiheit seine Meinung zu äußern und dabei gehört zu werden. Respektieren sollten wir vor allem ein “nein” des Pferdes, doch auch schon in der Shootingplanung zu den Bedürfnissen unseres Pferdes machen. Werde dir vor dem Shooting einmal über deine Anforderungen an die entstehenden Bilder bewusst und darüber, wie viele der Anforderungen letztlich an dein Pferd gerichtet sind. Kann dein Pferd diese erfüllen? Und, wenn nicht, wie gehst du damit um?
Stellen wir uns dieselbe Situation doch einmal mit Kindern vor, denn da ist die Konzentrationsspanne oft ebenfalls geringer als beim Erwachsenen. Trotzdem ist es sinnlos das Kind dafür auszuschimpfen oder sich darüber hinwegzusetzen. Denn ein trauriges oder wütendes Kind auf einem Foto wird ja doch nicht ins Wohnzimmer gestellt und eine schöne Erinnerung ist es ebenfalls nicht.
Pferde weinen oder schreien nicht, doch ihre Mimik und ihr Verhalten spricht Bände und darauf sollten wir im Fotoshooting genauestens Acht geben. Denn letztendlich wollen wir doch nur eines: Schöne Zeit mit unserem Pferd genießen und nebenbei Erinnerungen schaffen.
Wollen wir also ein Shooting auf die Bedürfnisse unseres Pferdes anpassen sollten wir neben den allgemeinen Bedürfnissen, die jedes Pferd hat auch die ganz individuellen Bedürfnisse unseres Pferdes kennen und schätzen. Wenn unser Pferd weiß, dass es sich auf uns verlassen kann, weil wir ihm zuhören, dann schenkt es uns vielleicht die schönsten Momente von ganz allein.
Janne Martens ist leidenschaftliche Pferdefotografin und hält mit ihrer Fotografie für die Augen fest, was wir in unseren Herzen fühlen können. Du findest mehr von ihren Werken auf Instagram (@jannemartens.fotografie) und auf Facebook.
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